In einem tiefgründigen Gespräch teilte der ehemalige Bundespräsident, Joachim Gauck seine klaren Einsichten und Erfahrungen mit den Gästen des LEFs. Von aktuellen Gefahren für die liberale Demokratie bis hin zur Bedeutung des Rechts des Stärkeren – die Diskussion war geistreich und eloquent.
Am 26. September empfing das Berliner Ludwig-Erhard-Forum für Wirtschaft und Gesellschaft den Bundespräsidenten a. D. Joachim Gauck zur Zivilisierten Provokation. Rund 80 Gäste fanden sich zur dritten Auflage der Veranstaltungsreihe im MINDSPACE nahe des Checkpoint Charlies ein, um an der Diskussion mit dem früheren Staatsoberhaupt teilzunehmen. Im Fokus standen vor allem die aktuellen Gefahren für die liberale Demokratie und die Frage: Erschütterungen von außen und innen – scheitert der Westen? Moderiert wurde der Abend von Prof. Dr. Stefan Kolev, dem Leiter des Ludwig-Erhard-Forums. Er eröffnete die Gesprächsrunde mit dem Verweis darauf, dass „Pastor Gaucks“ Name einer der ersten deutschen Namen war, den er in seiner Kindheit in Bulgarien kennenlernte. „Pastor Gauck“ sei in Bulgarien vor allem deshalb zu beträchtlicher Bekanntheit gekommen, weil er als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen – später nicht wenigen als Gauck-Behörde bekannt – eine gesellschaftspolitisch so wertvolle Aufgabe übernahm, die in seinem Geburtsland nie bewältigt wurde.
Es entwickelte sich ein tiefgründiges Gespräch, mit welchem Joachim Gauck die Zuhörerinnen und Zuhörer geistreich wie eloquent an seinem Erfahrungsschatz und seinen klaren Einsichten teilhaben ließ. Dabei kam vor allem auch der Gegenwartsbezug nicht zu kurz: „Es sind nicht die militärischen Mittel allein, die mich ängstigen. Es ist die Absicht, die ur-uralte Absicht seit Alexander dem Großen – nein noch älter –, dass das Recht des Stärkeren das eigentliche Handlungsprinzip im politischen Raum ist. Wenn wir das wieder akzeptieren oder auch mit einer gewissen Generosität durchwinken, solange es uns nicht betrifft, dann verraten wir unsere Wertegrundlage“, so der Appell des früheren DDR-Bürgerrechtlers.
Im letzten Drittel des Gesprächs diskutierte der Bundespräsident a. D. Fragen aus und mit dem Publikum. Im Anschluss an den offiziellen Teil nahm sich Joachim Gauck ausgiebig Zeit für das direkte Gespräch mit den Gästen und für die Signierung seines aktuellen Buches „Erschütterungen – Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht“, welches in Zusammenarbeit mit Helga Hirsch entstand.
Hier geht’s zum Video: Zivilisierte Provokation (3): Liberale Demokratie ist nicht – sie wird!
Bilder von der Veranstaltung: