Am 17. Juni 2025 fand im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe LEF LAB ein hochaktueller Impulsvortrag mit dem Innovationsforscher und Unternehmer Oliver Coste statt.
Unter dem Titel „Europe’s Innovation Gap: Its Overlooked Causes, its Dangerous Impacts and Practical Solutions“ diskutierte Coste im LEF Laboratory in Berlin mit einem ausgewählten Fachpublikum über die strukturellen Ursachen der europäischen Innovationslücke und mögliche ordnungspolitische Antworten.
Seine zentrale These: Europa kann seine Wettbewerbsfähigkeit in Hochtechnologiebranchen steigern, ohne US-amerikanische Verhältnisse zu übernehmen – sofern es gelingt, die Bestrafung von unternehmerischem Scheitern zu beenden.
Am Beispiel der „Costs of Failure“ – also der Umstrukturierungskosten nach gescheiterten Innovationsprojekten – machte er eindrucksvoll deutlich, warum private Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) im europäischen Vergleich zurückbleiben.
Coste analysierte, dass gerade in großen Unternehmen etwa 80 % der Innovationsprojekte scheitern müssen, wenn wirklich disruptive Fortschritte erzielt werden sollen. Starre arbeitsrechtliche Vorgaben, wie etwa umfassender Kündigungsschutz ohne Differenzierung, würden jedoch genau diese risikoreichen Prozesse wirtschaftlich untragbar machen – ein klarer Standortnachteil für Europa.
Sein Vorschlag: Eine gezielte Reform des Kündigungsschutzes für besonders hochbezahlte Beschäftigte – etwa ab dem Einkommen der obersten 10 % – könne Unternehmen die nötige Flexibilität geben, um auch in risikoreiche, aber zukunftsweisende F&E-Projekte zu investieren.
Der Referent untermauerte seine Argumentation mit unternehmensbilanziellen Daten: Die „Costs of Failure“ schwanken stark zwischen europäischen Ländern – je nach Anzahl der zu zahlenden Monatsgehälter, Kosten für Abfindungen, Reindustrialisierung, Umschulungen oder Sozialpläne. Besonders betroffen seien dabei auch Start-Ups, deren Skalierung in Europa oft an starren Regelungen scheitert.
„Is it proven in the US?“ – Diese Frage sei laut Coste oft der erste Reflex europäischer Investorinnen und Investoren, bevor sie überhaupt über ein Engagement nachdenken. Die Folge: niedrigere Exitpreise, weniger Venture Capital, geringere Skalierungschancen.
Der Vortrag von Oliver Coste löste eine lebhafte Diskussion aus und hinterließ ein deutliches Signal: Europa – und insbesondere Deutschland – kann innovationsfreundlicher werden, ohne sein sozialstaatliches Fundament aufzugeben. Dazu braucht es jedoch die Bereitschaft, bestehende Strukturen mutig zu hinterfragen.
Ein herzlicher Dank gilt allen Teilnehmenden des LEF LAB für die inspirierenden Beiträge und die engagierte Debatte!
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Bilder von der Veranstaltung: