Am 13. November 2024 hatte das Ludwig-Erhard-Forum die Ehre, Professorin Cornelia Woll, Präsidentin der Hertie School, als vierte Referentin der Vorlesungsreihe LEF Academy willkommen zu heißen. Ihre aufschlussreiche Präsentation mit dem Titel “Corporate Crime and Punishment: Who Should Police Global Companies and How?“ fand in den Berliner Räumen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) statt.
Am 13. November 2024 hatte das Ludwig-Erhard-Forum die Ehre, Professorin Dr. Cornelia Woll, Präsidentin der Hertie School, als vierte Referentin der Vorlesungsreihe LEF-Academy willkommen zu heißen. Ihre aufschlussreiche Präsentation mit dem Titel „Corporate Crime and Punishment: Who Should Police Global Comapnies and How?“ fand in den Berliner Räumen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) statt.
In ihrem Vortrag beleuchtete Professorin Woll die entscheidende Rolle der Strafverfolgung im Kontext der Unternehmensregulierung und deren Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Sie stellte Ergebnisse aus ihrem Buch vor, in dem sie die geopolitische Dimension des amerikanischen Unternehmensstrafrechts untersucht. Ein zentrales Thema ihrer Analyse war die extraterritoriale Reichweite dieses Rechts und dessen Einfluss auf die Dynamik zwischen Unternehmen und Regierungen in internationalen Märkten. Woll argumentierte, dass diese extraterritoriale Anwendung die Untätigkeit anderer Regierungen offenbare und zu Veränderungen in den staatsanwaltschaftlichen Praktiken innerhalb westlicher Volkswirtschaften führe.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ihres Vortrags war das Konzept der „verhandelten Gerechtigkeit“. Hierbei erläuterte sie, wie Behörden Unternehmen, die eines Fehlverhaltens beschuldigt werden, zur Zusammenarbeit anregen, um im Gegenzug mildere Ergebnisse wie reduzierte Strafen oder vereinbarte Strafverfolgung zu erzielen. Dieser Ansatz ermögliche eine effektive Beilegung von Unternehmensfehlverhalten und fördere Verantwortlichkeit sowie Compliance über Grenzen hinweg. In den letzten Jahren habe sich dieser Ansatz auch in verschiedenen Ländern außerhalb der Vereinigten Staaten etabliert.
Professorin Woll wies zudem auf Trends seit den frühen 2000er Jahren hin und stellte einen Anstieg finanzieller Strafen für Unternehmensfehlverhalten sowie einen Rückgang individueller Strafverfolgungen fest. Diese Entwicklung wirft Bedenken hinsichtlich der effektiven Verantwortlichkeit von Unternehmen für schwerwiegende Straftaten wie Wettbewerbsverstöße und Umweltvergehen auf. Sie thematisierte auch die Herausforderungen, die verhandelte Gerechtigkeit für die richterliche Souveränität und eine gerechte Behandlung von Unternehmen mit sich bringt, da größere Firmen oft über mehr Verhandlungsmacht verfügen.
Aus einer institutionenökonomischen Perspektive argumentierte Professorin Woll, dass das Recht nicht nur als Instrument der Gerechtigkeit fungiere, sondern auch zur Förderung nationaler Interessen diene. Sie vertrat die Auffassung, dass die strategische Anwendung rechtlicher Rahmenbedingungen institutionelle Veränderungen in anderen Ländern anstoßen könne, anstatt lediglich amerikanische Praktiken nachzuahmen. Dieses Argument steht im direkten Einklang mit einem ordo-ökonomischen Ansatz und verdeutlicht die komplexe Beziehung zwischen nationalem Recht und internationalen Beziehungen.
Positiv hervorzuheben ist laut Woll das gemeinsame Engagement für demokratische Normen – gefördert durch Institutionen wie die Vereinten Nationen –, welches zu einem universellen Verständnis einer gerechten Unternehmenskultur geführt hat. Länder seien zunehmend motiviert, Transparenz in globalen Unternehmenspraktiken zu fördern, um negative Assoziationen wie Geldwäsche zu vermeiden.
Abschließend lässt sich sagen, dass trotz des wachsenden Bewusstseins für die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Unternehmenskriminalität erhebliche Risiken bestehen bleiben. Dazu zählen voreingenommene Gerichtsverfahren und ungleiche Verhandlungsmacht der Unternehmen, insbesondere angesichts von Plattformgiganten, die eine zentrale Rolle in nationalen Volkswirtschaften spielen.
Insgesamt bot der Vortrag tiefgehende Einblicke in internationale politische und ökonomische Entwicklungen hinsichtlich der Rolle der Strafverfolgung bei der Regulierung global agierender Unternehmen. Im Anschluss an die Präsentation nutzten zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer – trotz einer politisch ereignisreichen Woche – die Gelegenheit für ausführliche Diskussionen mit Professorin Woll. Die Veranstaltung wurde durch ein Grußwort des Präsidenten des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel), Moritz Schularick, eröffnet. Das Ludwig-Erhard-Forum freut sich bekanntzugeben, dass Moritz Schularick als Referent für die nächste Vorlesung der LEF Academy auftreten wird.
Hier geht’s zum Video: Corporate Crime and Punishment: Who Should Police Global Comapnies and How?
Bilder von der Veranstaltung: