Linda Teuteberg, MdB
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Linda Teuteberg, MdB
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Linda Teuteberg studierte als Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Universität Potsdam. Sie ist Rechtsanwältin und seit 2011 Mitglied des Bundesvorstandes der Freien Demokratischen Partei sowie seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 2009 bis 2014 war sie Mitglied des Landtages Brandenburg und von April 2019 bis September 2020 FDP-Generalsekretärin. Frau Teuteberg ist seit 2015 Mitglied und seit November 2020 stellvertretende Vorsitzende der Ludwig-Erhard-Stiftung.
(Foto: © Christoph Soeder | picture alliance/dpa)

Referat zum Thema:
Antikapitalismus und das Erbe der Planwirtschaft

Die Leistung der Marktwirtschaft kann nur aus einem historischen Rückblick und Vergleich mit dem real existierenden Sozialismus erkannt werden: „Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, noch nicht erkannt.“ (Hegel). Die Prinzipien und Rahmenbedingungen, welche das „Wirtschaftswunder“ ermöglichten, sind in der BRD selten erkannt worden. Der Vergleich offenbart: In der Marktwirtschaft ist das Warenangebot besser, der Kunde ist König und nicht „Fußabtreter“, es gibt meist niedrigere Preise und Innovation: All das muss als besondere Leistung der Marktwirtschaft erkannt werden. Fälschlicherweise werden viele Dysfunktionalitäten in der DDR nicht auf systemimmanente Ursachen der Planwirtschaft zurückgeführt, sondern auf andere Ursachen (z.B. Reparationszahlungen an die UdSSR).

Der Sozialismus hat in Ostdeutschland tiefe Spuren hinterlassen: Das Erbe der Planwirtschaft zeigt sich erstens an den offensichtlich sichtbaren Dingen (Verfallende Bausubstanz, veraltete Industrieanlagen, ökologische Verheerungen z.B. in der Elbe oder der Mulde), zweitens an nicht direkt sichtbaren ökonomischen Folgen (Abwanderung aus Ostdeutschland, Verlust unternehmerischer Traditionen und von Erfahrungswissen, das Fehlen von Vorbildern und Eigenkapital) und drittens an eher unbewusst gebliebenen Spät- und Langzeitfolgen mit geistiger Nachwirkung.

Der Erfolg der bundesdeutschen Marktwirtschaft hat die Widervereinigung, die Sanierungen und den Übergang in das Bundesdeutsche Sozialsystem erst möglich gemacht: In Westdeutschland hat man sich den tatsächlichen Zustand in Ostdeutschland kaum bewusst gemacht. Im Osten schob man viele Probleme auf die Arbeit der Treuhand und nicht auf das Versagen des Wirtschaftssystems. Daraus resultierte eine Fehleinschätzung von Marktwirtschaft und Sozialismus.

Kritik an der Marktwirtschaft ist häufig unterkomplex und übersieht wieviel Innovationen und Lebensqualität die Marktwirtschaft hervorbringt: Die Faszination am Sozialismus beruht nicht selten auf einem Nirvana-Fehlschluss: Die Unzulänglichkeiten in real existierenden Marktwirtschaften werden dieser anlastet und einem Reisbrettsozialismus gegenübergestellt. Dieser Antikapitalismus arbeitet mit idealisierten Bildern, die faktisch von der Geschichte widerlegt sind. Außerdem wird nicht die Frage gestellt, ob das, was man kritisiert, überhaupt Ausfluss von Marktgeschehen ist. Die Lenkbarkeit moderner Gesellschaften wird häufig überschätzt und es sollte bei auftretenden Problemen zwischen System- und Managementproblemen unterschieden werden.

Der Zusammenhang zwischen politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Freiheit im Sinne der Interdependenz der Ordnungen sollte mehr betont werden: Antikapitalisten übersehen dies häufig. Man kann eigenständiges Denken und Handeln nicht an- und ausknipsen, wie es einem passt.
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